Wissenslücken bei KI killen die Karriere von Interim Managern und Personalchefs

Können Sie einem Gesprächspartner (m/w/d) auf Führungsebene in einem Vorstellungsgespräch erklären, worin die besonderen Herausforderungen Ihrer Branche im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) liegen? Wie die KI-Strategie Ihres Unternehmens und die Ihrer Kunden aussieht? Wie damit neuer Nutzen und Mehrwert erzeugt werden kann? Was SIE PERSÖNLICH in den letzten Monaten für Ihre EIGENE Weiterbildung getan haben, um auf aktuellem Stand zu sein?

Ungewöhnlich? Nein! Solche Fragen höre ich jetzt jede Woche. Spätestens, seit ChatGPT im Frühjahr für Aufsehen sorgte. Die Antworten und der Ausgang solcher Vorstellungsgespräche sind unterschiedlich, doch eines wird immer deutlicher:

Die Employability, d.h. die Beschäftigungsfähigkeit, wird gerade hart gerade auf die Probe gestellt. Und das gilt nicht nur für Interim Manager, die eine wichtige Aufgabe auf Zeit übernehmen sollen, sondern auch für die Interviewenden, wie z.B. Personal-Chefs oder Chefinnen, die als Angestellte beschäftigt sind. Gerade diese sollten in ihrer Rolle als Auftraggeber beurteilen können, wer zu den Vorhaben des Unternehmens und dem sich verändernden Umfeld am besten passt.

Auch ich tue mich nicht immer leicht damit, auf dem neuesten Stand zu bleiben. Sehr oft ist es eine Kunst zu trennen:

·       Was ist an Neuem wirklich wichtig und bringt Mehrwert – und was muss ich daher VERTIEFT und auf EXPERTENNIVEAU beherrschen? (Eine sehr klare und gut begründete Aussage dazu erwarte ich von Interim Managern, wenn wir über einen Einsatz in ihrem Spezialgebiet sprechen).

·       Wo brauche ich nur Orientierungswissen, um mit den Schnittstellen klarzukommen? Dann muss ich zumindest die Begriffe kennen – und die grundsätzlichen Entwicklungstrends in den Nachbarbereichen meines eigenen Spezialgebietes.

·       Was ist nur ein alter Hut in neuem Kleid, der wieder einmal „wie die Sau durchs Dorf“ getrieben wird.

·       Und wo kann ich reinen Herzens abwinken … das aber begründet 😉.

Immer wieder höre ich: „Aber Herr Dr. Schönfeld, das brauche ICH (in Grossbuchstaben) doch nicht alles zu wissen! Ich bin FÜHRUNGSKRAFT – und habe viele Erfolge in meinem langjährigen Track Record vorzugweisen“. Dann beginne ich mir Sorgen um meinen Gesprächspartner zu machen. Vor allem dann, wenn es sich um eine Person mit einer 5 oder 6 beim Alter (und zwar am Anfang) handelt. … Und das unabhängig davon, ob ich einen Interim Manager vor mir habe oder einen Ansprechpartner beim Kunden, der mir beim Briefing verdeutlicht, was die Aufgabe des Interim Managers sein soll.

Klartext:

+ Man muss und kann nicht ALLES an Neuem wissen. Aber bei der eigenen EXPERTENPOSITIONIERUNG, also dort, wo man für seine Kunden (oder das Unternehmen, bei dem man angestellt ist) einen gut honorierten Mehrwert erzeugen will, sollte man bis in alle Ecken Kompetenz nachweisen: Auf höchstem Niveau und auf aktuellem Stand.

+ Bei Interim Managern lassen Argumente wie „Ich bin viel im Projekt und habe keine Zeit, mich mit all dem Neuen zu beschäftigen“ auf kurzsichtiges Denken schließen. Das ist wie: „Ich muss hart arbeiten und habe keine Zeit für Erholung.“  Im Grunde sind solche Aussagen ein Killerargument für eine professionelle und erfolgversprechende Zusammenarbeit.

+ Wer „top“ bleiben will, muss KONITINUIERLICH lernen. Experten unserer Branche gehen von 10 Prozent der Zeit aus, die in der oberen Liga des Interim Managements für Weiterbildung investiert werden muss.

Text:
Dr. Harald Schoenfeld

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